Vitamin B9 (Folsäure) – Das empfindlichste der B-Vitamine

Vitamin B9 wurde 1941 zum ersten Mal aus den Blättern des Spinats isoliert. Daher stammt auch der Name: Folat – folium (lat.) = das Blatt. Die natürlich vorkommende Folsäure ist ein Gemisch aus leicht unterschiedlichen Stoffen, den sogenannten  Folaten. Diese müssen im Körper erst in das aktive, wasserlösliche B-Vitamin umgewandelt werden. 

Natürliche Folate sind gegenüber Hitze und Licht äußerst empfindlich und werden vom Körper nicht so gut verwertet wie synthetische Folsäure. Beim Kochen werden sie zu einem Großteil zerstört. Daher empfiehlt es sich, Gemüse zu dämpfen und Lebensmittel sachgerecht zu lagern. 

Die synthetisch hergestellte  Form des Vitamins B9 wird als Folsäure bezeichnet. Sie zeigt sich beim Kochen und Backen stabil, wird vom Körper gut aufgenommen und verstoffwechselt. Dieser Vorteil wird auch bei der Herstellung von Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln genutzt. 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sieht aktuell eine tägliche Dosis von 300 Mikrogramm Folatäquivalente für Erwachsene vor, um einem Mangel entgegenzuwirken.

Vitamin B9 ist ein bedeutsames Vitamin, das in vielen Bereichen des Organismus Schlüsselpositionen einnimmt: 

• Homocystein-Stoffwechsel: Folsäure wandelt Homocystein (unter Mithilfe von Vitamin B12) in Methionin um. Methionin ist eine essenzielle Aminosäure und ein wichtiger Proteinbaustein für den Organismus. 
• Psyche: Konzentration, Erinnerungsfähigkeit und Denkvermögen werden durch eine ausreichende Versorgung mit Folsäure nachweislich unterstützt. 
• Zellteilung: Folsäure besitzt eine Funktion bei der Zellteilung und ist daher in viele Prozesse involviert. 
• Immunsystem: Das Immunsystem wird durch Folsäure maßgeblich unterstützt. 
• Tagesmüdigkeit: Mithilfe von Folsäure kann Tagesmüdigkeit verringert werden. 

Oral eingenommen ist Vitamin B9 in der Regel gut verträglich. Im Gegensatz zu einer hohen Zufuhr von Folat (unschädlich) kann eine hohe Folsäure-Zufuhr (aus angereicherten Lebensmitteln oder Vitaminpräparaten) negative Auswirkungen haben. 

Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gibt eine täglich tolerierbare Dosis von 1000 Mikrogramm Folsäure für Erwachsene an. Liegt die Folsäurezufuhr dauerhaft darüber, erhöht sich das Risiko für unerwünschte Wirkungen wie: 

• allergische Reaktionen 
• Hautrötungen mit Juckreiz 
• Probleme beim Einschlafen 
• Magen-Darm-Beschwerden 

Eine Reihe von Arzneimitteln kann mit Folsäure in Wechselwirkung treten. Die aktive Vitaminform ist dann nicht mehr verfügbar und Folsäure wird schlechter aus dem Magen-Darm-Trakt aufgenommen. Einige dieser Wirkstoffe bzw. Medikamente sind hier aufgeführt:  

• Methotrexat (Antirheumatikum) hemmt Schlüsselenzyme im Folsäure-Stoffwechsel. 
• Pemetrexed (Zytostatikum) setzt die Aufnahme von Folsäure herab und erhöht so das Risiko für einen Folsäure-Mangel. 
• Phenytoin (Antiepileptikum) setzt die Aufnahme von Folsäure herab. 
• Sulfasalazin (Entzündungshemmer) hat eine folsäurehemmende Wirkung. 
• Furosemid (Diuretikum) setzt die Aufnahme von Folsäure herab. 
• Colestyramin (Cholesterinsenker) kann die Resorption von Folsäure beeinträchtigen. 
• Orale Kontrazeptiva (Verhütungsmittel) setzen die Aufnahme von Folsäure herab.

Die Bioverfügbarkeit* von Folaten aus pflanzlichen Lebensmitteln ist geringer als die aus tierischen. Folate sind in folgenden pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln enthalten:  

• Weizenkeime  
• Innereien, v. a. Leber 
• grüne Blattsalate 
• Rosenkohl 
• Sojabohnen 
• Spinat 
• Grünkohl 
• Hülsenfrüchte 
• Tomaten 
• Eier
• Nüsse 

* Bioverfügbarkeit = Ausmaß und Geschwindigkeit, mit denen ein Wirkstoff in den Blutkreislauf gelangt.